In einer kleinen Serie lasse ich einige Journalisten zum Thema Selbstvermarktung zu Wort kommen – und zwar solche, die das ziemlich gut drauf haben. Heute am Start: Daniel Bouhs. Den freien Journalisten aus Berlin findet ihr bei Twitter und auf seiner Webseite.
„Es geht doch darum, erkennbar zu sein“
Viele sprechen davon, Journalisten müssten sich zur Marke entwickeln. Du hast das schon geschafft. Verrate uns doch bitte dein persönliches Geheimrezept.
Ich finde ja, dass andere das weit besser drauf haben: die Kollegen Jens Weinreich, Daniel Fiene und Jörg Wagner etwa und nicht zu vergessen dieser Julian Heck. Aber ja: Mir ist es auch wichtig, nicht in der Anonymität abzutauchen. Es geht doch darum, erkennbar zu sein, für Gesprächspartner, Hinweisgeber, Kritiker und nicht zuletzt natürlich Redaktionen, die Aufträge zu vergeben haben. Wie das geht? Man überlege sich, für welche Themen man tatsächlich steht, in welcher Nische man auch mal vor anderen unterwegs ist, auf welchen Feldern man sich guten Gewissens „Experte“ schimpfen lassen kann. Ich habe jedenfalls versucht, das auf drei Schlagworte zu reduzieren: „Medien, Digitales, Netzpolitik.“ So steht das auch auf meiner Internetseite, in meinem Twitter-Profil und in meiner E-Mail-Signatur, denn: Wer Berichte oder Analysen aus diesen drei benachbarten Feldern sucht, ob als Redaktion (Aufträge) oder schlicht als Mediennutzer (Updates via Twitter & Co.), der ist bei mir an der richtigen Adresse. Für diesen Eindruck pflege ich meine Präsenz – eine klassische Internetseite samt Updates zu meiner journalistischen Arbeit und die diversen „sozialen“ Kanäle.
„Die Frage ist vielleicht eher, ob ich mich dabei nicht im Netz verliere“
Bleibt bei all der Selbstvermarktung überhaupt noch genug Zeit für die journalistische Arbeit, um die es doch eigentlich geht?
Natürlich, denn das eine bedingt auch das andere: Wen ich erkennbar und ansprechbar bin, läuft das mit dem Journalismus zumindest ein Stück weit auch von allein. Es rufen ja durchaus auch Redakteure an, die mich aus sozialen Netzwerken kennen oder sich meine Internetseite angesehen haben und letztlich Beiträge bestellen – sie wissen ja dann schon ziemlich genau, was sie erwarten dürfen. Und gleichzeitig schaue ich doch auch immer selbst ins Netz. Twitter und Facebook sind für uns Journalisten ja längst auch ein persönliches Themen-Radar. Während ich – wenn Du es so nennen willst – meine Marke pflege, bekomme ich ja auch viel mit. Das alles gehört für meine Begriffe heute selbstverständlich zur journalistischen Arbeit. Die Frage ist vielleicht eher, ob ich mich dabei nicht im Netz verliere und den analogen Teil unseres Jobs vernachlässige, also zum Telefonhörer zu greifen, Gesprächspartner auf einen Kaffee zu treffen und in Ruhe in Archiven zu stöbern. Das ist natürlich eine ständige Gratwanderung – das Analoge auf der einen und das Digitale auf der anderen Seite. Sie gelingt mir leider nicht immer, aber – puh! – oft genug. Damit das so bleibt, verkneife ich mir übrigens ein „großes“ Blog, auch wenn ich große Lust darauf hätte. Aber zum Glück gibt es ja dieses Twitterdings – ein Zwischending.
„Wenn sich jeder von uns überlegt, wofür er wirklich steht, dann werden die meisten „Marken“ nicht direkt miteinander konkurrieren, sondern sich wie in einem riesigen Puzzle ziemlich gut ergänzen.“
Mal ganz ehrlich: Bist du insgeheim froh darüber, dass die Mehrheit deiner Kollegen noch nicht kapiert hat, wie der Hase läuft, weil auch du ansonsten in einem Marken-Meer untergehen könntest?
Ich weiß ja gar nicht, ob das alle Kollegen so intensiv betreiben müssen wir wir. „Schreibtischtäter“, die sich durch Konferenzen quälen und Sendungen oder Seiten „bauen“, müssen ja vor allem in ihrem Haus bekannt sein, aber nicht unbedingt draußen in der weiten Welt. Und dann ist es vielleicht auch ganz gut, dass es auch unter den Autoren enthaltsame Kollegen gibt, die ihre Zeit komplett für die klassische Recherche reserviert haben – siehe Hans Leyendecker. Er ist eine Marke und prägt mit seinen Stoffen die Agenda, obwohl er nicht mit uns twittert. Und gleichzeitig finde ich es ziemlich spannend zu beobachten, wie selbst sehr etablierte Kolleginnen und Kollegen soziale Netzwerke für sich entdecken. Man schaue nur auf die Korrespondenten in den Hauptstadtstudios von ARD und ZDF. Oder auch ein Ingo Zamperoni, der nun als Korri zweifellos mehr aus dem Netz „ziehen“ kann als in seiner vorherigen Position im Studio. Und ganz grundsätzlich: Wenn sich jeder von uns überlegt, wofür er wirklich steht, dann werden die meisten „Marken“ nicht direkt miteinander konkurrieren, sondern sich wie in einem riesigen Puzzle ziemlich gut ergänzen. Das ist jedenfalls meine Hoffnung.
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