Ich habe lange überlegt, ob ich eine solche Episode produzieren soll oder nicht. Du hast es in der Überschrift schon gelesen: Ich spreche heute über zahlreiche Dinge, die mich in der Online-Business-Szene auf die Palme bringen (gut, bei meinem Gewicht bringt mich so schnell nichts auf die Palme, aber du weißt schon, was ich meine).
Nun habe ich mich aber doch dafür entschieden, weil ich einfach mal einige Dinge loswerden und meinen Senf dazugeben möchte. Schließlich spreche ich immer davon, dass man Haltung zeigen sollte und in Kauf nehmen muss, dass man sich damit nicht immer Freunde macht. Gleichzeitig bin ich eigentlich jemand, der seinen Fokus eher auf das Positive legt und nicht immer gleich meckert. Aber: Mit dieser Episode kotze ich mich jetzt gewissermaßen aus und dann kann sich jeder von euch eine eigene Meinung bilden. Legen wir los.
1. Übertriebene Versprechungen: Vielleicht kennst du sie auch, solche Anzeigen, in denen davon gesprochen wird, wie du in sechs Wochen ein monatliches Einkommen von mindestens 5.000 Euro aufbaust – ohne Erfahrung und nur mit deinem Smartphone. Oder so ähnlich. Solche Versprechungen sind schlichtweg übertrieben, selbst wenn sie im Ausnahmefall gelingen mögen. Andere werden geködert mit dem großen Traum, der höchstwahrscheinlich platzen wird. Das halte ich für fahrlässig, verantwortungslos und schlichtweg dreist.
2. Den ultimativen Weg gibt es nicht: Du brauchst keine Sichtbarkeit. Du brauchst kein Content-Marketing. Hey, du brauchst eigentlich gar nichts, außer guten Facebook-Anzeigen, einer Landingpage für ein Gratis-Strategiegespräch und einem Skript, mit dessen Hilfe du deinem Gegenüber ein teures Programm verkaufst. Alternativ ist noch ein Webinar oder eine Facebook-Gruppe dazwischengeschaltet. So einfach? Wirklich? Und vor allem: Ist das hier nachhaltig? Sorgt das für Vertrauensaufbau? Ich habe hier mehr als Zweifel und stelle solche vermeintlich ultimative Wege zum Erfolg stark in Frage.
3. Inspirieren lassen, nicht nachmachen: Manchmal muss ich nur die Seite für das Erstgespräch sehen und ich weiß schon, welchen Coach derjenige hat – oder wen er kopiert hat. Oder ich sehe einen Instagram-Stream und habe das Gefühl, ich sehe Gary Vaynerchuk in schlecht. Es gibt so viele Beispiele von Kopien, manchmal ganz gut, manchmal sehr schlecht. Mein Rat: Lasse dich inspirieren von anderen und ja, du musst das Rad nicht immer neu erfinden. Aber du musst es immer an dich, deine Persönlichkeit, deine Zielgruppe und somit an dein Business anpassen. Kopieren ist das Gegenteil von Personal Branding.
4. Don’t fake it till you make it: Du kennst vielleicht die Redensart „Fake it till you make it“. Gemeint ist damit, dass du so lange in eine Rolle schlüpfen sollst, bis du sie wirklich ausfüllst. Das heißt zum Beispiel, dass du dir selbst vormachst, als hättest du ein großes Selbstbewusstsein, damit du dieses Selbstbewusstsein tatsächlich aufbaust. Die Redensart wird jedoch häufig missbraucht. Es wird nicht nach innen gerichtet, sondern nach außen gerichtet „gefaked“. Stell dir vor, ich würde vor einem gemieteten Privatjet stehen oder so tun, als würde ich das teuerste Leben führen, um zu zeigen, dass mein Business bestens läuft und mein Coaching-Angebot deshalb eine tolle Investition für dich ist – aber in Wahrheit ist alles ein Fake. Ich hoffe, wir sind uns einig, dass das Mist ist.
5. Motivation bis zum Frühstück: Ich habe nichts gegen Motivationstrainer oder Motivationscoaches. Aber ich habe etwas gegen vermeintlich lebensverändernde Events oder andere Angebote, die nur darauf setzen, dass man in diesem einen Moment eine hohe Energie hat und hoch motiviert ist. Das ist schön und fühlt sich gut an, wirkt aber nun mal nicht nachhaltig. Eine hohe Motivation bis zum Frühstück bringt nichts. Von solchen Angeboten gibt es allerdings genug. Werden hingegen Techniken vermittelt, die für eine hohe Energie im Alltag sorgen, dann ist alles gut.
6. Alles unter sechsstellig ist ein Hobby: Diesen Satz habe ich mir nicht ausgedacht, sondern er ist tatsächlich schon von Coaches gefallen. Ich muss nicht erwähnen, dass dieser Satz vielen vor den Kopf stößt und einfach nur frech ist – wenngleich ich natürlich nichts gegen sechsstellige Umsätze habe. Mir geht es um die Arroganz in dieser Aussage.
7. Ein falsches Verständnis von hochpreisig: Viele sprechen von sogenannten hochpreisigen Angeboten. Manchmal scheint es, dass es vor allem darum geht, die Preise von Angeboten in die Höhe zu treiben. Ich mag den Begriff „hochpreisig“ nicht wirklich. Wo soll hochpreisig anfangen? Mir geht es bei diesem Aspekt darum, dass es für mich kein hochpreisig gibt, sondern nur „fairpreisig“, also angemessene Preise, die sich nach dem Wert des Angebots richten. Ist der Wert extrem hoch, darf sich der Preis danach richten. Dann ist er nicht hoch, sondern angemessen. Lass dich bitte nicht von irgendwelchen Hochpreis-Strategien irritieren oder dazu verleiten, gegen dein eigenes Bauchgefühl überteure Angebote einzuführen.
8. Es gibt nicht zu viele Coaches: Womöglich ist das ein Nerv-Faktor, der vor allem in der Coaching-Szene selbst vorhanden ist. Dort wird häufig geäußert, dass es viel zu viele Coaches gebe. Eine riesige Coaching-Welle, die alle überflutet. Jeder wolle plötzlich Coach werden. Ich muss sagen: Es kann gar nicht genügend Coaches geben. Coachings sind eine tolle Möglichkeit, Probleme zu lösen oder Bedürfnisse zu befriedigen. Allerdings nervt mich ebenfalls die Tatsache, dass gefühlt jeder meint, von heute auf morgen Coach sein zu können – am besten noch mit einem Hochpreis-Angebot. Nein, es braucht nicht zwingend eine Coaching-Ausbildung. Aber es braucht eine Grundlage für ein Coaching-Business. Bestenfalls ist das Erfahrung in dem, was man coacht.
9. Unnötige Begriffe-Diskussionen: Das ist eine sehr seltsame Sache. Ich beobachte immer wieder, wie man über bestimmte Begriffe meckert, sogenannte Buzzwords. Authentizität ist ausgelutscht. Coach ist ebenfalls verbraucht. Und Herzensbusiness ist auch blöd. Und dieses und jenes und überhaupt. Ganz ehrlich? Ich halte diese Begriffe-Diskussionen für nervig. Es kommt nicht darauf an, wie häufig ein Begriff genutzt wird, sondern was du in diesen Begriff hineininterpretierst. Nur weil es viele Coaches gibt, kannst du dich doch trotzdem Coach nennen. Oder?
10. Die große Ungeduld: Der letzte Aspekt ist die große Ungeduld, die ich vermehrt wahrnehme. Die Ungeduld bei der Kundengewinnung, beim Umsatz machen, beim Reichweitenaufbau, bei allem. Alles muss von heute auf morgen gehen. Oder innerhalb von sechs Wochen. Sechsstellig bis Jahresende. Ach mensch, ein Business darf reifen. Du darfst dir Zeit nehmen, ein nachhaltig erfolgreiches Unternehmen aufzubauen. Verfalle bitte nicht in Panik, nur weil andere eine solche Panik verbreiten oder enormen, unnötigen Druck aufbauen. Ein Plädoyer für weniger Vergleiche mit anderen und mehr Vertrauen in sich selbst.
Puh, das war einiges. Das sind meine zehn Aufreger. Es gibt ganz sicher noch mehr, aber das soll es jetzt erstmal gewesen sein.
Mir ist wichtig zu sagen: Natürlich ist das teilweise überspitzt. Natürlich gibt es ganz sicher viel mehr Selbstständige und Unternehmer, die auf der guten Seite der Macht sind. Mir geht es bloß darum, zu sensibilisieren. Ich hoffe, mit dieser Episode gelingt mir das ein kleines bisschen.
Ich bin jetzt aber natürlich sehr gespannt, was du dazu sagst. Empfindest du das genauso wie ich? Sind diese Dinge bei dir überhaupt präsent? Sag mir deine Meinung auf Facebook – zum Beispiel in meiner Solopreneur-Gruppe bei Facebook, in der ich bereits nach eurer Meinung gefragt habe –, bei Instagram oder LinkedIn oder schreib mir eine E-Mail an podcast@julianheck.de. Ich freue mich auf deine Meinung!
– ohne aufdringlich verkaufen zu müssen!
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